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Der Dichter Hans Thill (geboren 1954 in Baden-Baden) wurde in diesem Jahr 70 Jahre alt. Knapp zwölf Bände mit Lyrik und Prosa liegen von ihm vor, erschienen in einem Zeitraum von fünf Jahrzehnten. Für „Kühle Religionen" (Verlag Das Wunderhorn) erhielt er 2004 den Peter-Huchel-Preis. Thills Werk zeichnet sich aus durch ein Schreiben ins Ungewisse, fern von jeglichen Formzwängen, ein Schreiben, das in der Nähe zum Jazz und einer frühen Erfahrung der Popkultur entsteht („jene explosive Mischung, die uns bewohnt“). Er praktiziert ein dichterisches Sprechen, das sich im souveränen Rückgriff auf die Geschichte der Lyrik am bereits Gesagten entzündet, in der Gewissheit, Literatur entstehe immer aus Literatur, ohne dabei papieren zu wirken. Seine Gedichte sind verspielte Gebilde, die aber um den Ernst des Spiels wissen. Auch in seinem jüngsten Band „Karaoke 2" (Engeler Verlag 2024) strapaziert Thill wieder „die Capillen des Vokabulars“, befolgt den eigenen Grundsatz, nie mit Sprache zu knausern. Er durchquert die Literaturgeschichte von Gryphius bis Dagmara Kraus, zergliedert deren Texte, setzt sie neu zusammen, zählt Grazien und Gazellen und geht ganz nebenbei der Schönheit „wünderlichen Würkung“ auf den doppelbödigen Grund. Befragt wird Hans Thill von Ulf Stolterfoht, der einmal bekannte: „und das blöde, / blöde gefühl: das, was ich wirklich will, das macht bereits hans thill.“In Lesung & Gespräch: Hans Thill
Moderation: Ulf Stolterfoht
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