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Der Klimawandel ist ein schleichender Prozess und die Bedrohung diffus, stellt Silvia Tornier fest. Das sei einer der Gründe, warum ihn viele nicht ernst nehmen. Die frühere Marketingexpertin und Key-Account-Managerin bei Google untersucht in ihrem Buch „Das fehlende Narrativ“ weitere Gründe dafür, dass in Deutschland zu wenig Fortschritt beim Klimaschutz zu verzeichnen ist.
Dabei nimmt sie u.a. auch die Medien kritisch ins Visier. Da die Medien sich zu sehr an der Tagespolitik und den parteipolitischen Auseinandersetzungen orientieren, so Tornier, bekomme der Klimawandel kaum die erforderliche Aufmerksamkeit. Dabei sei es eigentlich „die Aufgabe der Medien, wichtige und relevante Themen selbst auszuwählen, um das staatliche Handeln als ‚vierte Gewalt‘ hinterfragen und mit einer Berichterstattung und eigenen Prioritäten kontrollierenden Einfluss auf das politische Geschehen nehmen zu können“. Dieser Verantwortung würden die Medien jedoch nicht gerecht. Gleichzeitig bekämen „Klimawandelleugner und Verschwörungstheoretiker erstaunlich viel Raum in der medialen Berichterstattung“.
Allerdings räumt die Autorin ein, dass es auch die objektive Komplexität des Klimawandels schwermache, das Thema allgemeinverständlich und attraktiv aufzubereiten. Und im Übrigen könne auch nicht „allein durch Aufklärung, Sensibilisierung und ein individuell gesteigertes Verantwortungsbewusstsein Verhaltensweisen nicht so schnell geändert werden, dass der Klimawandel dadurch ausreichend bekämpft werden kann“. Hier sei die Politik gefordert.
Der derzeitigen Politik bescheinigt Silvia Tornier freilich zu wenig verlässliche Führung, die insbesondere der Wirtschaft Planungssicherheit schafft. „Gerade Unternehmen müssen sich darauf verlassen können, dass Versprechungen der Politik eingehalten und Maßnahmen frühzeitig angekündigt werden. Sowohl nationale als auch internationale Unternehmen vermissen in Deutschland eine klare Linie bei Zukunftsfragen und sind mittlerweile skeptisch gegenüber der politischen Stabilität“.
Wenn Politik den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber Klima- und Umweltmaßnahmen ins Spiel bringt, seien dies oft eher negativ konnotiert und mit Vorschriften und Verboten verknüpft. Dies sei jedoch der falsche Ansatz, wie Sylvia Tornier schreibt: „Die täglichen Diskussionen drehen sich leider oft um Verzicht und Einschränkungen, sodass sich Menschen gemaßregelt fühlen: Sie sollten weniger Auto fahren, keine Langstreckenflüge mehr antreten und kein Fleisch mehr essen. Übermäßiges Heizen und langes Duschen sind ebenfalls verpönt. Dabei geht es längst um sehr viel mehr. Nicht um Verzicht, sondern um zukunftsfähige und pragmatische Lösungsansätze. Es geht um Verantwortungsbewusstsein, um eine grundlegende Reflexion unseres Konsum- und Essverhaltens und um ein anderes Verständnis von Wachstum.“ Die Autorin betont: „Nachhaltigkeit bedeutet nicht, weniger zu haben, sondern die besseren Entscheidungen zu treffen.“
Diese Maxime müsse der Kern einer neuen, positiven Nachhaltigkeitserzählung sein. Die Autorin, die ihren Karriereweg in der Wirtschaft hinter sich gelassen hat, um sich Projekten zu widmen, die zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Lebensweise beitragen, stellt die Grundzüge eines solchen neuen Narrativs vor und geht auf die Möglichkeiten ein, Menschen stärker an Klimamaßnahmen zu beteiligen oder sie durch subtile „Anstupser“ (Nudging) zu mehr klimafreundlichem Verhalten zu motivieren.
Event Venue & Nearby Stays
stratum lounge, Boxhagener Straße 16, Berlin, Germany
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