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Kammermusik - Matinee mit Musik aus der Zeit der Wiener Moderne für Violoncello und Klavier.Die Musikkultur in Wien um 1900 ist bekannt für ihre außergewöhnliche Kreativität und
Innovationskraft, als ein komplexes Phänomen, das von radikalen Veränderungen, aber auch von Kontinuitäten mit der Vergangenheit geprägt war. Die Musik der „versunkenen Welt“ des späten Habsburgerreiches wurde von den verschiedenen Nationalitäten beeinflusst, die in Wien zusammenkamen, dem Schmelztiegel des Kaiserreiches um die Jahrhundertwende, der für jenen großen kreativen Aufbruch in allen Künsten und Wissenschaften sorgte, der Wien um diese Zeit zu einer der kulturell lebendigsten Städte der Welt aufblühen ließ.
An diesem Ort hat sich schließlich auch einer der größten und radikalsten Einschnitte der westlichen Musikgeschichte vollzogen, der "Zusammenbruch der alten Ordnung" der Tonalität, der Schritt in die freie Atonalität und die Suche nach einem neuen kompositorischen Bezugssystem. Dass dieser Schritt kein bewusst zerstörerischer Akt, sondern eine als schmerzlich empfundene letzte Konsequenz aus den kompositorischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts wahrgenommen wurde, hat Arnold Schönberg in seinem Essay "Brahms the Progressive" deutlich gemacht.
Mit Sicherheit bietet sich bei diesem Thema eine hoch spannende Auseinandersetzung mit der Frage, wie Freiheit und Ordnung, wie Konservativismus und Progressivität in der Kunst und auch im Leben in Verbindung stehen und sich wechselseitig bedingen sollen oder können.
Die erste Hälfte des Konzerts stellt Werke damals noch junger, am Anfang ihrer Karriere stehender Künstler vor, die aber bereits echte Meisterwerke schufen. Erwin Schulhoff repräsentiert den tschechischen/böhmischen und jüdischen Einfluss, ein Wunderkind, dem man voraussagte, er werde der Mozart des 20. Jahrhunderts. Sein Leben endete jedoch früh in Auschwitz. Seine Sonate von 1914 spiegelt Schulhoffs vielfältige musikalische Einflüsse wider, darunter spätromantische Klangfarben und impressionistische Elemente. Anton Webern, der später als Teil der Zweiten Wiener Schule an der Spitze großer ästhetischer Umbrüche stand, schrieb zunächst spätromantische Musik wie in den 2 Stücken für Violoncello und Klavier von 1899. Den radikalen Bruch mit der Tonalität, den er gemeinsam mit Arnold Schönberg vollzog, kann man exemplarisch in den hoch verdichteten Miniaturen der 3 Stücke für Violoncello und Klavier und in der Sonate für Violoncello und Klavier hören. Zoltán Kodály aus Ungarn ließ volksmusikalische und impressionistische Akzente einfließen und gilt zusammen mit Béla Bartók als einer der ersten Ethnomusikologen. Seine Sonate op. 4 für Violoncello und Klavier ist ein wenig bekanntes, aber ausgezeichnetes Beispiel für seinen hoch interessanten musikalischen Stil.
Die zweite Hälfte des Konzerts ist dem „Mentor“, dem Vorbild, vielleicht sogar der alles überstrahlenden "Vaterfigur" Johannes Brahms gewidmet, der in Wien lebte und sowohl als musikalisch konservative Kraft wirkte als auch als fehlendes Bindeglied zwischen den klassischen Meistern wie Mozart und Beethoven und dem höchst innovativen und ästhetisch disruptiven Werk von Arnold Schönberg und der Zweiten Wiener Schule diente. Seine Sonate op. 99 in F-Dur zählt zu den wichtigsten Stücken für Violoncello und Klavier überhaupt und ist ein absoluter Höhepunkt romantischer Kammermusikliteratur, der keine musikalischen Wünsche offen lässt!
Programm:
Erwin Schulhoff: Sonate für Cello und Klavier WV 35 (1914)
Anton Webern: 2 Stücke (1899)
Z. Kodaly: Sonate für Cello und Klavier op.4 (1909)
Anto Webern: 3 Stücke für Violoncello und Klavier op.11 (1924)
Anton Webern: Sonate für Violoncello und Klavier (1914)
Johannes Brahms: Sonate op.99 F -Dur (1886)
Mitwirkende:
Peter Hudler, Violoncello
Andreas Teufel, Klavier
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Event Venue & Nearby Stays
Ehrbar Saal, Mühlgasse 28-30, 1040 Wien,Wien, Österreich, Austria
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