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Man muss nicht in New Orleans geboren sein, um den Jazz in seiner enzyklopädischen Breite erfassen und spielen zu können. Hilfreich aber ist es wohl doch, wenn man dort groß wird, wo der Jazz vor ungefähr 125 Jahren geboren wurde und quasi als Muttersprache das Leben der dort lebenden Menschen prägt. Sullivan Fortner jedenfalls ist das jüngste Beispiel für einen absolut zeitgenössischen, gleichzeitig tief in der Geschichte verankerten Jazz made in New Orleans.Dem Publikum der Elbphilharmonie ist Fortner, Jahrgang 1986, bereits als einer der Dozenten ihrer »Jazz Academy« im Spätsommer 2023 begegnet. Die Welt kennt ihn seit Jahren zumindest von Albumveröffentlichungen und Video-Mitschnitten, etwa jenen, bei denen er mit der grandiosen Sängerin Cécile McLorin Salvant zu erleben ist. In ihren zahlreichen Duoauftritten wirkt er als kongenialer, vor Ideen und Spielwitz sprühender Klavierpartner, der aus dem Moment heraus immer wieder andere Schattierungen für seine Begleitung findet. Zuletzt hat Sullivan Fortner mit »Solo Game« (2023) ein Album veröffentlicht, auf dem er allein am Klavier staunenswert lässig mit Epochen, Genres und vielerlei Ausdrucksformen des Jazz jongliert. Als der Jazz-Piano-Guru Brad Mehldau ihn kürzlich in Amsterdam solo spielen hörte, schwärmte er: »Unvergleichlich. Viele von euch werden wissen, wie unwirklich seine Musik ist… Sullivan haut mich einfach jedes Mal um, wenn ich ihn höre. Er geht auf allen Ebenen tief – Anschlag, Kontrapunkt, extreme Entspannung, Swing, Transparenz seiner Ideen, egal, wie dicht die Textur gerade ist. Sullivan nimmt einen durch das gesamte emotionale Spektrum mit, inklusive hemmungslose Freude. Er ist zugleich vollkommen verwurzelt und vollkommen eigenständig. Er revolutioniert gerade das Jazzklavierspiel. Äh, das Klavierspiel überhaupt. Punkt.«
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