Studienreise 2023: Projekt Europa – Christliches Erbe in Schlesien

Sun Jun 11 2023 at 12:00 am to Sun Jun 18 2023 at 12:00 am

Polen - Wrocław | Wroclaw

Landsmannschaft der Oberschlesier e.V. (NRO)
Publisher/HostLandsmannschaft der Oberschlesier e.V. (NRO)
Studienreise 2023: Projekt Europa \u2013 Christliches Erbe in Schlesien
Advertisement
Studienreise in Kooperation von HAUS SCHLESIEN, Königswinter, mit der Stiftung Gerhart-Haupt­mann-Haus Düsseldorf (GHH)
Leitung: Prof. Dr. Winfrid Halder, GHH Düsseldorf, Dr. Inge Steinsträßer, Bonn, Nicola Remig, HAUS SCHLESIEN, Dr. Katja Schlenker, GHH
Reiseagentur: INTERCONTACT Gesellschaft für Studien- und Begegnungsreisen mbH
Reisezeitraum: Sonntag, 11. Juni bis Sonntag, 18. Juni 2023

Seit mehr als einem Jahrtausend hat das Christentum Schlesien mitgeprägt. Mit der Gründung des Bistums Breslau im März des Jahres 1000 durch Kaiser Otto III. (980-1002) wird meist der Beginn der gezielten christlichen Missionierung des Landes beidseits der Oder datiert. Der Zuständigkeitsbereich des Oberhirten in der schon einige Jahrzehnte zuvor begründeten Stadt, die auch durch die Wahl zum Bischofssitz zur wichtigsten Metropole Schlesiens wurde, bildete seither eine Klammer, welche das Land jenseits wechselnder herrschaftlicher Zusammenhänge über Jahrhunderte verband. Seit 1051 kennen wir die Namen aller Breslauer Bischöfe (seit 1241 Fürstbischöfe, seit 1930 Erzbischöfe) bis heute, insgesamt weit über 70 an der Zahl. Im Jahre 1300 gab es innerhalb des Breslauer Bistums bereits 311 Orte mit eigenen Kirchen, es sollten noch viel mehr werden. Klar ist damit, dass es eine reichhaltige kirchliche (Bau-)Kultur gab – und gibt. Die ältesten Teile etwa des Breslauer Doms reichen bis in die Zeit der Bistumsgründung zurück.
Bald nach Beginn der Christianisierung wurden auch Ordensgemeinschaften in Schlesien präsent. Überragende Bedeutung erlangte dort, nicht zuletzt für den Landesausbau, der Zisterzienserorden. Diese im ausgehenden 11. Jahrhundert in Frankreich gegründete benediktinische Reformkongrega­tion schuf binnen verhältnismäßig kurzer Zeit Niederlassungen in nahezu ganz Europa – das älteste Zisterzienserkloster in Schlesien Leubus/Lubiąż, direkt an der Oder gelegen, wurde 1175 gegründet. Die ersten Mönche, die dorthin entsandt worden waren, kamen aus dem Kloster Pforta, mithin aus der Nähe des heute zu Sachsen-Anhalt gehörenden Naumburg/Saale. Schon die Gründungsgeschich­te verknüpft also die Geschichte der Zisterzienser in Schlesien mit deren Geschichte im heute deutschen Raum – und zugleich mit der Herkunftsregion der Zisterzienser im heutigen Frankreich. Denn das Kloster Pforta (1132) war eine Filialgründung von Kloster Walkenried, das, am südwest­lichen Rand des Harzes (heute Niedersachsen) gelegen, seinerseits 1129 vom ältesten Zisterzienser­kloster aus auf heute deutschem Boden gegründet worden, nämlich vom Kloster Kamp aus. Dieses ist 1123 – vor genau 900 Jahren also – in der Nähe des niederrheinischen Moers entstanden. Die ersten Mönche in Kamp aber kamen aus Morimond, 1115 als eine der fünf zisterziensischen Ursprungsab­teien unweit des französischen Langres entstanden. Kloster Morimond aber hatte auch Filialgrün­dungen im heutigen England, in Nordirland, in Italien, Spanien und Österreich – eine wahrhaft euro­päische Angelegenheit also.
Die Reise folgt also insbesondere den Spuren der Zisterzienser in Schlesien, dies zuerst, aber keines­wegs ausschließlich in Leubus/Lubiąż, wo die einstige Klosteranlage eines der größten erhaltenen Barockgebäude in ganz Europa umschließt. Sie widmet sich aber auch anderen Orten und nicht zuletzt Persönlichkeiten des Christentums in Schlesien. So erreichte auch die reformatorische Bewegung frühzeitig das Land und wurde dort dauerhaft fruchtbar, sodass auch das evangelische Schlesien seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Kulturzeugnisse und Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Die schlesischen Friedenskirchen, errichtet nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), als Schlesien unter der entschieden gegenreformatorisch eingestellten Herrschaft der katholischen Habsburgerdynastie stand, stellen einzigartige Beispiele des protestantischen Kirchen­baus dar. Breslau, dem am Ende der Reise besonders viel Zeit gewidmet wird, war jahrhundertelang Wirkungsstätte bedeutender Vertreterinnen und Vertreter der großen christlichen Konfessionen – beispielhaft seien an dieser Stelle nur der katholische Dichter Angelus Silesius (eigentlich Johannes Scheffler, 1624-1677) und sein evangelischer Zeitgenosse und Dichter-Kollege Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679) angeführt, der im „Hauptberuf“ nicht zuletzt zeitweilig als Breslauer Bürgermeister fungierte. Der gebürtige Breslauer Friedrich Schleiermacher (1768-1834) ist aus der Geschichte des deutschen Protestantismus im 19. Jahrhundert schwerlich wegzudenken. Bolesław Kominek (1903-1974), der erste katholische Breslauer Oberhirte nach 1945, hatte hohen Rang für die frühen Ansätze der polnisch-deutschen Versöhnung nach den Schrecken der brutalen deutschen Besatzungsherrschaft in Polen im Zweiten Weltkrieg. Und noch zahlreichen anderen Persönlichkeiten werden wir begegnen. Schließlich wird gerade in Breslau auch die ungemein wichtige und bedeutende Geschichte der jüdischen Gemeinde thematisiert, die mit den Gemeinden in Berlin und Frankfurt am Main lange Zeit eine führende Stellung im deutschen Judentum einnahm.
Gewissermaßen „nebenbei“ wird das versierte Begleit-Team viel schlesische Geschichte und Kultur­geschichte im Allgemeinen einfließen lassen.

Geplanter Programmablauf (Änderungen vorbehalten):
Sonntag, 11. Juni 2023
Anreise bis 17.00 Uhr im Haus Schlesien, Königswinter
18.00 Uhr Kleiner Imbiss, anschließend Einführung in das Thema „Die Zisterzienser in Schlesien und ihr kulturelles Erbe“ (Bildvortrag von Dr. Inge Steinsträßer)
Anschließend Abendessen und Übernachtung im HAUS SCHLESIEN
Montag, 12. Juni 2023
Frühe Abfahrt mit dem Reisebus. Kurzer Rundblick (in Abhängigkeit vom Fahrtverlauf) in Herrnhut, 1722 Gründungsort der evangeli­schen „Brüdergemeine“ (2016 mit der Bezeichnung „Reformations­stadt Europas“ ausgezeichnet). Weiterfahrt nach St. Marienthal bei Ostritz in der sächsischen Ober­lausitz, unmittelbar an der Neiße gelegen, ältestes Zisterzienserinnenkloster in Deutschland, das seit seiner Gründung 1234 ununter­brochen besteht. Rundgang durch die kulturhistorisch bedeutende Klosteranlage. Evtl. Gespräch mit der Äbtissin Sr. Elisabeth Vaterrodt OCist.
Abendessen und Übernachtung im IBZ St. Marienthal.
Dienstag, 13. Juni 2023
Frühstück in St. Marienthal. Abreise nach Görlitz, einst bedeutender Handelsmittelpunkt an der Via Regia, einer der bedeutendsten mittelalterlichen Verkehrsverbindungen quer durch Europa von Santiago de Compostela nach Kiew (https://www.via-regia.org/=). Görlitz ist zugleich heute deutsch-polnische Grenzstadt an der Neiße, mit bemerkenswerter historischer Altstadt (Spätgotik-, Renai­ssance-, Barock-Bürgerhäuser). Stadtführung, einschließlich des ehemaligen Wohnhauses des christlichen Philosophen und evangelischen Mystikers Jakob Böhme (1575-1624). Individuelle Mittagspause.
Weiterfahrt nach Liegnitz/Legnica), erwähnt erstmals 1004, wichtiger Residenzort der schlesischen Linie der Piasten-Dynastie unter Herzog Boleslaw I. (1127-1201) und seinem Sohn Heinrich I. (um 1165-1238) – den späteren Gründern und Förderern der Zisterzienserabtei Leubus. Führung durch die historische Altstadt
Abendessen und Übernachtung in Liegnitz (Hotel Sekowski)
Mittwoch, 14. Juni 2023
Frühstück im Hotel. Fahrt nach Leubus/Lubiąż. Ältestes der schlesischen Zisterzienserklöster mit jahrhundertelanger, großer Bedeutung für Besiedlung und Erschließung der ganzen Region, Muster­beispiel für die enorme kulturelle und wirtschaftliche Wirkung einer zisterziensischen Niederlassung. Besichtigung des umfangreichen barocken Klosterkomplexes mit Kirche St. Maria Himmelfahrt, Fürstensaal, Refektorium, Sommerrefektorium des Abtes, Wirtschaftsgebäuden u.a.. Individu­elle Mittagspause in Leubus.
Weiterfahrt durch das Bober-Katzbach-Gebirge, ehemaliges Leubuser Stiftsland nach Jauer/Jawor, vorbei an Weinberg/Winnica und Schlaup/Słup – ehemalige Grangie (Wirtschaftshof) und Stiftsdorf des Klosters Leubus – jeweils kurzer Stopp. In Jauer Besuch der evangelischen Friedenskirche „Zum heiligen Geist“, einem der bedeutendsten protestantischen Kirchenbauten in Schlesien (errichtet 1654/55; seit 2001 auf der Welterbe-Liste der UNESCO). Anschließend kleiner Stadtrundgang.
Rückfahrt nach Liegnitz, Abendessen und Übernachtung (Hotel Sekowski)
Friedenskirche in Jauer
Donnerstag, 15. Juni 2022
Frühstück im Hotel. Abfahrt zum ehemaligen Zisterzienserkloster Grüssau/Krzeszów – dritte Filial­gründung von Leubus (1292) am Osthang des Riesengebirges, bedeutende böhmisch-österreichische Barockanlage aus dem 18. Jahrhundert mit Klosterkirche, Josephskirche mit Fresken des herausra­genden Barockmalers Michael Willmann (1630-1706), der auch in Leubus wichtige Werke hinter­lassen hat, Fürstengruft der Schweidnitzer Herzöge. Führung und Rundgang durch die Außenanlage.
Grüssau Josephskirche, Fresko von Michael Willmann

Nach individueller Mittagspause in Grüssau – Weiterfahrt nach Schömberg/Chełmsko Śląskie, einst Stiftsstadt des Klosters Grüssau an der Grenze zu Böhmen, Zentrum der Leinenweberei im 17./18. Jahrhundert, erhaltene Holzhauslaubenhäuser der „Webersiedlung 12 Apostel“ aus dem 17. Jahrhun­dert. Weiterfahrt nach Breslau über Kreisau/Kryzowa, ehemaliges Gut der Grafen von Moltke mit dem 1720 errichteten Schloss. Kreisau war auf Einladung des letzten deutschen Schlossherrn, Hellmuth James Graf von Moltke (1907-1945), Ort der Treffen der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ im Zweiten Weltkrieg (https://www.kreisau.de/). Dort kamen entschiedene Gegner des NS-Regimes zusammen, insbesondere überzeugte Christen wie etwa der Jesuitenpater Alfred Delp (1907-1945) oder der evangelische Pfarrer Harald Poelchau (1903-1972) und entschlossene Sozial­demokraten wie Theodor Haubach (1893-1945) und Carlo Mierendorff (1897-1943). Führung, Besuch des „Berghauses“ (Nebengebäude und eigentlicher Treffpunkt des Widerstandskreises).
Kreisau, Berghaus
Kaffeepause möglich. Weiterfahrt nach Breslau. Abendessen und Übernachtung in Breslau (Hotel Kamienice Pod Aniołami neben dem Stadtschloss)
Freitag, 16. Juni 2023
Frühstück im Hotel. Führung durch die historische Altstadt (Rathaus, Ring, Universität u.a.) von Breslau/Wrocław. Nach individueller Mittagspause nachmittags Fahrt nach Trebnitz/Trzebnica. Dort Besuch des einzigen Zisterzienserinnenklosters in Schlesien, gegründet 1202 durch Herzog Heinrich I. (um 1165-1238) und seine Ehefrau, die später heiliggesprochene Hedwig von Andechs (1174-1243), die wie ihre Nichte, die Hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231), die zisterziensische Bewegung ent­schieden förderte. Erstes Frauenkloster des Bistums Breslau, bedeutende Klosteranlage aus dem 18. Jahrhun­dert, Grablege der Hl. Hedwig, die bis heute als eine der herausragenden Persönlichkeiten gilt, die Deutsche und Polen miteinander verbindet.
Kloster Trebnitz
Abendessen und Übernachtung in Breslau (Hotel Kamienice Pod Aniołami)
Samstag, 17. Juni 2023
Frühstück im Hotel. Vormittags Programm-Alternativen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Jüdische Spuren in Breslau: Erkundung der überaus bedeutsamen Geschichte der jüdischen Gemeinde in Breslau, die bis ins frühe 13. Jahrhundert zurückreicht. Aus ihr gingen neben Edith Stein (1891-1942) auch zahlreiche andere bedeutende Persönlichkeiten hervor, so etwa Ferdinand Lassalle (1825-1864), eine der wichtigsten Gründergestalten der Sozialdemokratie, oder Fritz Haber (1868-1934), der 1918 den Nobelpreis für Chemie erhielt (Besuch der Synagoge zum Weißen Storch, des Jüdischen Friedhofs u. a.). Oder Besuch im Stadtschloß (Dauerausstellung „1000 Jahre Breslau“). Individuelle Mittagspause. Nachmittags Freizeit in Breslau. De Teilnahmewünsche für die Programm-Alternativen werden zu Beginn der Reise abgefragt.
Breslau. Jüdischer Friedhof
Abendessen und Übernachtung in Breslau (Hotel Kamienice Pod Aniołami)
Sonntag, 18. Juni 2023
Rückreise nach Königswinter
Evtl. individuelle Übernachtung im HAUS SCHLESIEN (nicht im Reisepreis)
Dr. Inge Steinsträßer, Bonn / Prof. Dr. Winfrid Halder, GHH / Nicola Remig, HAUS SCHLESIEN

Informationen:
Preis:
1.120 € pro Person im Doppelzimmer für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN
1.240 € pro Person im Doppelzimmer
Einzelzimmerzuschlag 125 €

Reise im modernen Reisebus, 1 Übernachtung im HAUS SCHLESIEN mit Einführungsabend,
1 Übernachtung in Ostritz, 2 Übernachtungen in Liegnitz, 3 Übernachtungen in Breslau inkl. Frühstück, Halbpension, Programm, Führungen und Eintritte, Audiosystem Quietvox, wissen­schaftliche Reiseleitung und deutschsprachige polnische Reisebegleitung.
n der Reise wird ein Barbetrag von 50 € pro Person eingesammelt für nicht vorab planbare Kosten im Zusammenhang mit dem Kulturprogramm und Gebühren. Nicht benötigtes Geld wird am Ende der Reise mit Ihnen abgerechnet.

Anmeldung:
Anmeldeformular herunterladen: Hier klicken

INTERCONTACT Studien- und Bildungsreisen:
Marco Dietz
Tel. 02642-2009-18
Fax. 02642-2009-38
[email protected]
website: www.intercontact-reisen.de

Informationen zum Reiseverlauf:

HAUS SCHLESIEN
Nicola Remig
Tel. 02244 886 232
[email protected] oder [email protected]
HAUS SCHLESIEN – Dollendorfer Str. 412 – 53639 Königswinter-Heisterbacherrott

Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus
Direktor Prof. Dr. Winfrid Halder
Tel. 0211 16991-12
[email protected]
Bismarckstr. 90 – 40210 Düsseldorf
Advertisement

Event Venue & Nearby Stays

Polen - Wrocław, ,Wroclaw, Poland

Sharing is Caring: