Klangteppich 2022- FREQ.EXP / LIZA / Dard-i door

Fri Jun 03 2022 at 06:00 pm to 10:00 pm

tak Theater Aufbau Kreuzberg | Berlin

Tak Theater Aufbau Kreuzberg
Publisher/HostTak Theater Aufbau Kreuzberg
Klangteppich 2022- FREQ.EXP \/ LIZA \/ Dard-i door
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One Evening, 3 Performances:
FREQ.EXP
Liza – eine liminale Reise
Dard-i door – ein ferner Schmerz
About this Event

Klangteppich. Festival für Musik der iranischen Diaspora IV

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch den Koproduktionsfonds Berlin.

Klangteppich präsentiert seit 2018 Musikschaffende aus Iran und der iranischen Diaspora in neuen Begegnungen mit Künstler_innen anderer Spielweisen und Szenen in Berlin. Das Festival initiiert grenzüberschreitende Zusammenarbeiten, hinterfragt eurozentrische Wahrnehmungen von Musik und erzeugt Aufmerksamkeit für künstlerische Ausdrucksformen jenseits von Zuschreibungen. Von Mitte April bis Ende Juni 2022 ist der Komponist Arshia Samsaminia Artist in Residence von Klangteppich. Fünf Projekte werden beim Festival am 2. und 3. Juni im Theater Aufbau Kreuzberg uraufgeführt: ein neues Werk von Samsaminia für Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass und Elektronik, zwei Projekte, die sich künstlerisch mit persönlichen, deutschiranischen Familiengeschichten auseinandersetzen; ein Ensemble, das zum historischen Technologietransfer zwischen Deutschland und Iran ein Konzert erarbeitet und eine Long-Durational Performance, in welcher die Performer_innen und das Publikum eine Nacht zwischen Wachzustand, Halbschlaf, Schlaf und Aufwachen miteinander verbringen.

Partner_innen des Festivals sind das Studentendorf Schlachtensee, die Video-Plattform berta.berlin, die Musik-Plattform Noise a Noise in Teheran und das Künstler_innenkollektivs Slavs and Tatars, Medienpartner sind norient.com, VAN Outernational un Blogrebellen.


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FREQ.EXP

Der Komponist Arshia Samsaminia, geboren 1989 in Teheran, ist Artist in Residence von Klangteppich IV und von Mitte April bis Ende Juni 2022 in Berlin.

Er komponiert eine Uraufführung für das Festival am 2./3. Juni und hält am 24. Juni eine Lecture Performance in der Pickle Bar, dem Projektraum des bekannten Künstler_innenkollektivs Slavs and Tatars.

Samsaminia befasst sich in seiner Dissertation an der Universität Thessaloniki mit Fragen der Übertragung der spezifischen Stimmungen und Intervalle persischer Musik in Notationssysteme europäischer Musik und in Software, die bei Kompositionen mit Elektronik Anwendung findet.

Für Johannes Fink und Nikolaus Schlierf komponiert Samsaminia ein elektroakustisches Werk, in dem sie allmählich die Instrumente von Kontrabass zu Cello, von Geige zu Bratsche wechseln.

Johannes Fink ist ein gefragter Musiker in Ensembles der improvisierten Musik, etwa mit der Pianistin Aki Takase oder dem Saxofonisten Daniel Erdmann.

Nikolaus Schlierf spielt in Ensembles zeitgenössischer Musik und Barockmusik, er ist Gründungsmitglied des Sonar Quartetts und regelmäßiger Gast der Ensembles Lux:NM und Adapter. Beide Musiker komponieren für Ensembles, in denen sie auch auftreten, Fink für sein eigenes Trio und Schlierf für das Sonar Quartett.


FREQ.EXP

Composer Arshia Samsaminia, born in Tehran in 1989, is artist in residence of Klangteppich IV and in Berlin from mid-April to the end of June 2022.

He will compose a world premiere for the festival on June 2-3 and hold a lecture performance on June 24 at Pickle Bar, the project space of the renowned artist collective Slavs and Tatars.

Samsaminia's dissertation at the University of Thessaloniki addresses issues of transferring the specific tunings and intervals of Persian music into notation systems of European music and into software applied to compositions with electronics.

For Johannes Fink and Nikolaus Schlierf, Samsaminia composes an electroacoustic work in which they gradually change instruments from double bass to cello, from viola to violin.

Johannes Fink is a sought-after musician in ensembles of improvised music, for example with the pianist Aki Takase or the saxophonist Daniel Erdmann.

Nikolaus Schlierf plays in ensembles of contemporary music and baroque music, he is a founding member of the Sonar Quartet and a regular guest of the ensembles Lux:NM and Adapter. Both musicians compose for ensembles in which they also perform, Fink for his own trio and Schlierf for the Sonar Quartet.


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Liza – eine liminale Reise UA

Shaahin Peymani – Klangkunst, Judith Hamann - Cello, Florian Bergmann – Klarinette

Deutschland 1968: in der jungen Bundesrepublik protestieren tausende Studierende gegen alte Nazigrößen an den Schaltstellen der Macht, in Kulturinstitutionen und an den Hochschulen, für eine Neuordnung der Gesellschaft. Die Revolte bewirkt einen beispiellosen politisch-kulturellen Umbruch. Elisabeth Agnes Preis (*1936) aber entscheidet sich, Deutschland zu verlassen, für ein Leben im autoritären Regime Iran unter Schah Mohammed Reza Pahlavi. Im August 1968 fährt sie mit ihrem Ehemann Seyed Kazem Hanafi Yazdi (*1933) und ihrem gemeinsamen, achtjährigen Sohn Thomas mit dem Auto von Wuppertal über St. Lorenz und Graz in Österreich, Zagreb und Belgrad in Jugoslawien, Sofia in Bulgarien, Istanbul, Ankara, Samsun und Erzurum in der Türkei über Täbris und Karaj nach Teheran. Sie eröffnet einen Laden für Naturkost und verbringt bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 nur noch Urlaube in Deutschland.

Der Klangkünstler Shaahin Peymani ist Enkel von Elisabeth Agnes Preis. Er hat ihr Reisetagebuch von August 1968 gefunden, in dem sie die Route, Aufenthaltsorte, Begegnungen mit Fernfahrern, „Gastarbeitern“ und Weltenbummlern, die Mahlzeiten und auf der Fahrt angestimmte, deutsche Schlager beschreibt. Die Reise seiner Großmutter ist Grundlage für ein elektroakustisches Werk, das er gemeinsam mit der Cellistin Judith Hamann und dem Klarinettisten Florian Bergmann erarbeitet und bei Klangteppich IV uraufführt.

Deutschland 1968: in der jungen Bundesrepublik protestieren tausende Studierende gegen alte Nazigrößen an den Schaltstellen der Macht, in Kulturinstitutionen und an den Hochschulen, für eine Neuordnung der Gesellschaft. Die Revolte bewirkt einen beispiellosen politisch-kulturellen Umbruch. Elisabeth Agnes Preis (*1936) aber entscheidet sich, Deutschland zu verlassen, für ein Leben im autoritären Regime Iran unter Schah Mohammed Reza Pahlavi. Im August 1968 fährt sie mit ihrem Ehemann Seyed Kazem Hanafi Yazdi (*1933) und ihrem gemeinsamen, achtjährigen Sohn Thomas mit dem Auto von Wuppertal über St. Lorenz und Graz in Österreich, Zagreb und Belgrad in Jugoslawien, Sofia in Bulgarien, Istanbul, Ankara, Samsun und Erzurum in der Türkei über Täbris und Karaj nach Teheran. Sie eröffnet einen Laden für Naturkost und verbringt bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 nur noch Urlaube in Deutschland.

Der Klangkünstler Shaahin Peymani ist Enkel von Elisabeth Agnes Preis. Er hat ihr Reisetagebuch von August 1968 gefunden, in dem sie die Route, Aufenthaltsorte, Begegnungen mit Fernfahrern, „Gastarbeitern“ und Weltenbummlern, die Mahlzeiten und auf der Fahrt angestimmte, deutsche Schlager beschreibt. Die Reise seiner Großmutter ist Grundlage für ein elektroakustisches Werk, das er gemeinsam mit der Cellistin Judith Hamann und dem Klarinettisten Florian Bergmann erarbeitet und bei Klangteppich IV uraufführt.

EN

Germany 1968: in the young Federal Republic, thousands of students protest against old Nazi bigwigs in the halls of power, in cultural institutions and at universities, for a reorganization of society. The revolt causes an unprecedented political and cultural upheaval. Elisabeth Agnes Preis (*1936), however, decides to leave Germany for a life in the authoritarian regime of Iran under Shah Mohammed Reza Pahlavi. In August 1968, she travels by car with her husband Seyed Kazem Hanafi Yazdi (*1933) and their eight-year-old son Thomas from Wuppertal via St. Lorenz and Graz in Austria, Zagreb and Belgrade in Yugoslavia, Sofia in Bulgaria, Istanbul, Ankara, Samsun and Erzurum in Turkey via Tabriz and Karaj to Tehran. She opens a store for natural food and spends only vacations in Germany until her death in 2002.

The sound artist Shaahin Peymani is the grandson of Elisabeth Agnes Preis. He has found her travel diary from August 1968, in which she describes the route, places of stay, encounters with long-distance drivers, "guest workers" and globetrotters, meals and German pop songs sung on the journey. His grandmother's journey is the basis for an electroacoustic work that he is developing together with cellist Judith Hamann and clarinetist Florian Bergmann and will premiere at Klangteppich IV.


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Dard-i door – Ein ferner Schmerz

Reza Askari – Kontrabass, Tanasgol Sabbagh – Spoken Word

München 1967: die Stadt ist eine der Stationen der Reise von Schah Mohammed Reza Pahlavi durch Deutschland. Auch hier protestieren Studierende gegen den Schah-Besuch, die deutschen Sicherheitsbehörden sind nervös und verhaften iranische Studierende ohne begründeten Verdacht.

Einer von ihnen ist Mohammad Reza Askari-Motlagh. Als Arzt sorgt er in den 1980er Jahren für die Einreise und Behandlung von Kindern aus dem Iran-Irak-Krieg nach Deutschland.

Der Kontrabassist Reza Askari schreibt Musik für seine eigenen Bands, hat musikalisch bislang

jedoch keine persönlichen Themen berührt. Gemeinsam mit der Spoken-Word-Künstlerin Tanasgol Sabbagh nähert sich Askari der komplexen und auch widersprüchlichen Vaterfigur. Sabbagh schreibt Gedichte und performative Texte, in denen sie gesellschaftliche Missstände aus persönlicher Perspektive aufgreift. Die beiden Künstler_innen loten aus, inwiefern sich ihre Erfahrungen ähneln, ihr Selbstverständnis und ihre Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Themen geprägt haben. Ein Schlüssel dafür ist der Rhythmus, der das Instrument Kontrabass und die Spoken-Word-Performance verbindet.

Dard-i door – A distant pain

Munich 1967: the city is one of the stops on the journey of Shah Mohammed Reza Pahlavi through Germany. Here, too, students protest against the Shah's visit, the German security authorities are nervous and arrest Iranian students without reasonable suspicion.

One of them is Mohammad Reza Askari-Motlagh. As a doctor, he takes care for the entry and treatment of children from the Iran-Iraq war to Germany in the 1980s.

The double bass player Reza Askari writes music for his own bands, but has not yet touched on any personal themes musically. Together with spoken word artist Tanasgol Sabbagh, Askari approaches the complex and also contradictory father figure. Sabbagh writes poems and performative texts in which she addresses social grievances from a personal perspective. The two artists explore the extent to which their experiences are similar and have shaped their self-image and attitudes towards political and social issues. A key to this is the rhythm that connects the double bass and the spoken word performance.


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Event Venue & Nearby Stays

tak Theater Aufbau Kreuzberg, Prinzenstraße 85 F, Berlin, Germany

Tickets

EUR 16.00 to EUR 18.00

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