Inklusion verändert die Gesellschaft – wenn wir es ernst meinen

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Inklusion ver\u00e4ndert die Gesellschaft \u2013 wenn wir es ernst meinen
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Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde im Jahr 2006 verabschiedet. Sie sollte einen Paradigmenwechsel einleiten.
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Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde im Jahr 2006 verabschiedet und 2008 von der deutschen Bundesregierung übernommen. Sie sollte einen Paradigmenwechsel einleiten. Die Verantwortung für die Inklusion sollte künftig nicht mehr bei den Menschen mit Behinderungen liegen, „die sich so anpassen müssen, dass sie zum Beispiel in der Schule oder Arbeitswelt integriert werden können, sondern die Schule bzw. Arbeitswelt muss so gestaltet sein, dass Menschen unabhängig von ihren körperlichen, geistigen, sinnlichen oder psychischen Voraussetzungen daran teilhaben können“. Jochen Mack untersucht in seinem Buch „Zusammen. Vielfalt. Leben!“, inwieweit dieser grundsätzliche Wandel in unserer Gesellschaft angekommen ist bzw. was wir noch tun sollten, um eine inklusive Gesellschaft zu werden.

Der freiberufliche PR-Berater und Geschäftsführer einer Initiative für Down-Syndrom benennt mehrere Voraussetzungen dafür. Zuerst geht es darum, dass nicht nur Menschen mit körperlichen, kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen einen Anspruch auf Inklusion haben. Zwar denken „beim Thema Inklusion alle sofort an Menschen mit Beeinträchtigungen und konkret an eine Person, die im Rollstuhl sitzt“, aber tatsächlich betrifft Exklusion auch z.B. Menschen mit einer Migrationsgeschichte, mit einer Herkunft aus sozial schwächeren Familien oder ältere Menschen. „Es geht also um weit mehr als die Rollstuhlrampe vor einem nach wie vor nicht zugänglichen Gebäude“.

Allzu oft sprechen wir auch von Inklusion, meinen aber in Wirklichkeit Integration, also den Versuch, gehandicapte Menschen in ein bestehendes System, z.B. die Schule, einzupassen. Jochen Mack nennt als Beispiel für diesen verkürzten Begriff die im Schulleben verbreitete Bezeichnung „Inklusionskind“. Nicht die Schule wird damit als inklusiv gedacht, sondern dem exklusiv gelabelten Individuum wird die Aufgabe übertragen, sich zu inkludieren - denn sonst würden wir ja von einer "Inklusionsschule" sprechen.

Für den Autor ist das kein Streit um Worte. Bleiben wir bei der Schule. Ein Schul- und Bildungssystem, das inklusiv sein soll, müsse das bestehende drei- oder viergliedrige Schulsystem überwinden, "denn Inklusion kann nie und nimmer von einzelnen Lehrer:innen in einem Schulsystem verwirklicht werden, in dem die Schüler:innen nach wenigen Jahren des gemeinsamen Lernens nach kognitivem Leistungsvermögen separiert werden“.

Jochen Mack stellt nicht nur bei der Bildung die Systemfrage. Auch das System der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) schneidet angesichts des Inklusions-Postulats schlecht ab. Er berichtet: „Werkstattträger haben kein Interesse, ihre besten Leute an den allgemeinen Arbeitsmarkt ‚zu verlieren‘, und viele Firmen sind froh über günstige Produktionsstätten. Dies hat zur Folge, dass vor allem Menschen mit kognitiven Einschränkungen vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden. Damit reduzieren sich dramatisch Kontaktmöglichkeiten von Menschen mit und ohne Behinderung, denn Werkstätten für behinderte Menschen sind sehr oft in Gewerbegebieten am Rande der Stadt zu finden. Die Beschäftigten werden in Extrabussen von ihren separaten Wohnstätten in die Werkstätten gefahren und abends wieder zurück. Damit entsteht ein in sich geschlossenes System, das kaum Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht.“ Von über 300.000 Menschen in den WfbM schaffen deshalb allenfalls wenige Hundert pro Jahr den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Freilich gesteht Jochen Mack auch ein, dass die bestehende Realität in den Wirtschaftsunternehmen keine guten Voraussetzungen für Inklusion bietet. „Nur in einem gemeinwohlorientierten Wirtschaftssystem wird es auf Dauer gut gelingen, inklusive Arbeitsstrukturen zu etablieren“, schreibt er. Nur wenn Betriebe massive Steuererleichterungen für die Beschäftigung von Menschen mit Einschränkungen ihrer Leistungsfähigkeit bekämen, bestehe die Chance, dass diese Menschen in größerer Zahl auf dem ersten Arbeitsmarkt erfolgreich sind. In letzter Konsequenz müsste eine inklusive Gesellschaft also eine sein, die den Kapitalismus in größeren Bereichen abschafft. Jochen Mack kommt deshalb zu dem Schluss: „In einer kapitalistisch organisierten Wirtschaftsordnung wird der Gedanke einer inklusiven Gesellschaft immer an sehr enge Grenzen stoßen.“

Dennoch behält er seinen Glauben daran, dass mehr Inklusion möglich ist. Neben aller systemkritischen Betrachtung schlägt er darum eine Reihe von kleinen Schritten und Projekten vor, die uns auf dem Weg zu mehr Inklusion voranbringen. Diese kleinen praktischen Schritte seien auch ein notwendiges Mittel, um der unheilvollen Bedrohung entgegenzuwirken, die vom politisch rechten Spektrum ausgeht. Bekanntermaßen fordert ein Björn Höcke von der AfD, dass die Schulen vom „ideologischen Konzept der Inklusion von behinderten Kindern befreit“ werden müssten.

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