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Hi ihr da draussen,Wieder ein Jahr fast rum … zumindest sind wir bei der letzten Solo-Show in 2024 angekommen und freuen uns sehr, Gundula Blumi aus Berlin zwar krankheitsbedingt einen November zu spät, nun aber final doch noch bei uns begrüssen zu dürfen. Aber hey - so konnte Herr Brackmann immerhin im vergangenen Jahr als Springer sein Künstler-Debüt geben … man soll ja immer das Gute suchen und finden.
Schaut mal sich 2024 so an, wähnt man sich schon in einem veritablen Irrenhaus. Oder sagen wir - Irrenhaus, verpaart mit einem Kindergarten für schwer erziehbare Alphamännchen. Es verfestigt sich der Eindruck, dass die Menschheit genau gar nix lernt. Kaum war mal ein paar Jahrzehnte ansatzweise Ruhe (halbwegs zumindest), schon gehen alle wieder aufeinander los, rennen vermeintlich aufgeklärte Menschen den wirren Ideen von Vollidioten mit aufgeblähten Egos hinterher. Schräg. Fällt einem wenig bis nix zu ein eigentlich. Ohne Worte.
Insofern sollten wir wirklich jede Gelegenheit nutzen und uns der Kunst widmen, die zumindest in unserer kleinen Blase ein wunderbares Miteinander der unterschiedlichsten Charaktere und einen konstruktiven Austausch fördert. Denn das kann und soll die Kunst. Sei es Musik, Theater, Literatur, das Bildende - Menschen, die sich der Kunst öffnen (können), schlagen sich eher selten die Schädel ein. So hoffen wir zumindest :-)
Fotoausstellungen waren ja bisher ein rares Gut bei uns - was mitnichten an dem Metier selbst liegt - das verehren wir in der Tat sehr - sondern am Gros der uns häufig begegnenden Sujets und ihrer Darreichungsform im Allgemeinen. Aber: Der Diskurs über diese unsere ureigene Problematik darf insbesondere mit Herrn Brackmann gut, gerne und auch bei Bedarf hitzig am Abend der Eröffnung (oder darüber hinaus) geführt werden. :-)
Widmen wir uns daher lieber der Poesie, die uns in Gundulas Arbeiten begegnet. Eine Poesie, die sich in ihrem Wesen der Malerei annähert. Die Bilder zeigen eindrücklich, warum den Fotografie-Aspiranten vergangener Tage die heute fast vergessene Technik der Mehrfachbelichtung so fesselte - war es doch seinerzeit eine der wenigen Methoden, der Fotografie das Zufällige, Unreproduzierbare, das unikate anzuerziehen - damals im Vergleich zu heute sogar im Blindflug.
Diese Technik, bei der zwei oder mehr Belichtungen übereinander gelegt werden, ist ein sensibles Werkzeug, um die oft technokratische Lichtbildnerei mit Zauber zu füllen. Indem verschiedene Bildebenen kombiniert werden, entstehen Traumlandschaften, Doppelporträts oder Szenen, die Realität und Phantasie verschmelzen lassen. Diese künstlerische Herangehensweise strebt danach, mehr als nur eine einfache Abbildung zu bieten. Sie zielt darauf ab, Gefühle zu evozieren, Geschichten zu erzählen und metaphorische sowie symbolische Dimensionen zu erforschen, ähnlich wie Dichter Wortwolken verwenden, um Bilder in den Kopf des Lesers zu malen.
Es ist ein „Sich-Annähern“, es ist „Trial & Error „ … aber es vermag in den meisten Fällen durch seine entstandene Mystik zu faszinieren. Heute können wir dank Pufferspeicher und Overlay bequem und sehr präzise das Ergebnis steuern, aber es bleibt die Attraktion der Komposition direkt in der Kamera, die sich auch in einer noch so raffinierten Collage mit Photoshop und Konsorten nur schwer erreichen lässt. Es fehlt dort schlicht das Unmittelbare im Augenblick. Die Stimmung, die man im eigentlichen Moment des Shootens empfindet. Dazu kommt der Reiz, sich einer „unmodischen“ Praktik zu bedienen, es wallt eine wohlige Nostalgie, sowohl beim Kreieren, als auch beim geneigten Betrachten.
Angesichts des zuletzt Beschriebenen sei aber noch herausgestellt, dass Gundula durchgängig analog arbeitet, sprich, der Blindflug ist Realität. Eine Tatsache, die uns halt besonders freut, beeindruckt und in der Entscheidung zur Ausstellung bestärkt hat.
Um den Titel der Ausstellung: „Hommage an die Verletzlichkeit“, der im Übrigen von Gundula selbst stammt, besser zu verstehen, besser einordnen zu können, möchten wir euch auch dieses Mal mit einigen schönen, offenen Original-Worten verwöhnen.
„Ich komme aus einer Kleinstadt an der Nordsee in Schleswig-Holstein. Mit 20 Jahren bin ich nach Berlin gegangen, um Heilerziehungspflegerin zu werden und Kulturarbeit zu studieren. Ich habe viele Jahre in der Eingliederungshilfe gearbeitet, was mich sehr geprägt hat. Seit ich mit zehn Jahren eine eigene Kamera bekommen habe, fotografiere ich. Ich lebe immer noch in Berlin, jedoch zieht es mich regelmäßig ans Meer, weil ich die Weite brauche und dort den Blick schweifen lassen und atmen kann.
Da ich mich schon immer phasenweise von der Welt zurückziehen muss, weil ich sehr schnell reizüberflutet bin, habe ich irgendwann begonnen viel und lange mit meinen Fotografien zu experimentieren, mit Farbe und Wasser und verschiedenen Linsen.
Fotografieren hält die chaotische Welt scheinbar für einen Moment an und das hilft mir in einer reizüberflutenden Welt besser zurechtzukommen. Ich mag es, mich lange mit dem gleichen Motiv zu beschäftigen und darin einzutauchen, um seine gesamte Tiefe zu erleben. Ich kann stundenlang mit meiner Kamera an ein und demselben Ort stehen, um all seine Facetten und seines sich mit der Zeit verändernden Lichts mit der Kamera zu erforschen.
Fotografieren ist für mich ein Kanal, der mich oft zu den Gefühlen führt, die schwer zu greifen sind. Ich spüre die Gefühle durch die Linse auf und kann sie dann wahrnehmen und ordnen.
Verletzlichkeit bedeutet für mich: zulassen, Lebendigkeit, Buntheit, gefühlvoll sein, Hingabe, fühlen, Zartheit, Lösung, Weite, atmen, aber auch Schmerz, Taubheit, Erstarrung.
Und vor allem: Stärke!
An der Porträtfotografie mag ich den Zauber des Aufeinandertreffens zweier Erfahrungs- und Gefühlswelten (die des Modells und die der Fotografin), die sich in einem Bild verbinden. Dieses Zwischenspiel zwischen Fotografin und Modell ist wahnsinnig spannend, herausfordernd und intim.
Ich mag das Irritierende, Verstörende; ich mag Brüche im Bild, „Fehler“, an denen man hängen bleibt und die ein Bild erst schön und interessant machen, genauso wie seine Eigenheiten und „Schatten“ einen Menschen erst interessant machen.“
Chapeau! Und damit entlassen wir euch in die wohlverdiente Vorfreude.
Kommt alle! Bieten wir Gundula Blumi einen beseelten Abend. Was B kann, kann E schon lange … :-)
Bis dahin,
Jesus und Chris
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