Ein Abend mit Andreas Rüttenauer
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Gabriele Reuter: "Aus gutem Hause", Berlin 1895
Reuters Erfolgsroman Aus guter Familie ist eines der ersten Werke aus weiblicher Feder, das sich nach den innovativen literarischen Strömungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem konsequenten Realismus bzw. Naturalismus, ausrichtete. Zusammen mit Helene Böhlaus Roman Der Rangierbahnhof (1896) gab er das Muster ab für zahlreiche weitere weibliche Bekenntnis- oder Selbstfindungsromane der Epoche. Die Debatte um den Roman kreiste zunächst vor allem um die Frage, ob das Werk ein Tendenzroman sei oder nicht.
Reuters Haltung zur zeitgenössischen Frauenbewegung war zwiespältig, wenn nicht distanziert: Die frauenrechtlerische Publizistin Helene Stöcker würdigte das Werk Reuters trotzdem mehrfach, Hedwig Dohm äußerte sich anlässlich des Erscheinens von Das Tränenhaus eher skeptisch. Antifeministen warfen Reuter dagegen eine zu einseitig weibliche Perspektive vor. Reuter ließ sich weder von der einen noch von der anderen Seite vereinnahmen. Aus guter Familie wurde wegen der sozialen Repräsentativität der Protagonistin außerdem vielfach mit Goethes Werther verglichen.
Die Schrifstellerin gehörte zu den schillernden Figuren der Münchner Bohème um die Wende zum 20 Jahrhundert. Ihr Roman "Aus gutem Hause" war ein veritabler Bestseller. Die Geschichte einer jungen Frau aus bürgerlichem Hause, die zu nichts anderen erzogen wird, als dereinst selbst ein bürgerliches Haus als Mutter und Ehefrau zu führen, berührte ihre Zeitgenossinnen. Doch Aufnahme in den literarischen Kanon hat das Buch nicht gefunden.
Thomas Mann interpretierte den Roman nach dem Muster des zeitgenössischen Künstlerromans. Er bezeichnete Gabriele Reuter als „vielleicht souveränste Frau,“ moderner als alle streitbaren Frauenzimmer der Neuzeit“.
Ein Abend mit Andreas Rüttenauer, Journalist (taz)
Andreas Rüttenauer hat ein Slawistik-Studium begonnen und war anschließend Kabarettist auf Kleinkunstbühnen. Später wollte er Lehrer werden und hat dann in einer Landkreisredaktion der Süddeutschen Zeitung das journalistische Handwerk gelernt. Seit 2001 ist Rüttenauer bei der taz und war seit 2006 Redakteur im Sportressort. Von 2008 bis 2009 gehörte er dem Redaktionsrat der taz an und hat an der Ausarbeitung des derzeit gültigen Redaktionsstatuts mitgewirkt.
Darüber hinaus ist Andreas Rüttenauer als Sachbuch-Publizist und Herausgeber tätig.
Andreas Rüttenauer ist ein Urenkel des Schriftstellers Benno Rüttenauer und ein Enkel der Erziehungswissenschaftlerin Isabella Rüttenauer.
Galerie Tor218 Artlab Berlin
(Bar geöffnet: 19 Uhr)
Event Venue & Nearby Stays
Galerie & Bar Tor218 Artlab, Torstraße 218, Berlin, Germany
EUR 10.00